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Minimalistische Fotogestaltung
#1
Hallo in die Runde
Ein Foto kann als minimalistisch gelten, wenn der Fotograf mit der Absicht der Vereinfachung alles Überflüssige ausschließt und nur das Wesentliche ins Bild rückt.
Dieses Zitat von Denis Dubesse sollte bereits 2019 ein wenig zur Aufhellung des Jahresthemas beitragen. 
Schauen wir etwas genauer hin:

Wir hatten am Do. 10.12.20 wieder einen Themenabend über minimalistische Fotografie und es ergaben sich lebhafte Diskussionen zu verschiedensten Bildern. Hier tauchten immer wieder Sätze auf wie: Das ist für mich ein minimalistisches Bild. 
Die Frage ist: Durch die Berücksichtigung welcher Kriterien ist dieses Urteil zustande gekommen? Eine nur minimale Abbildung von -was auch immer- kann es ja wohl nicht sein!? Meinungen und das Wissen über die Gestaltung minimalistischer Fotos scheinen doch noch weit gestreut zu sein.

Oft haben wir darüber gesprochen ob Minimalismus eine Kunstrichtung oder ein Gestaltungsprinzip ist. Bei der Lektüre einschlägiger Literatur wird vorwiegend davon gesprochen, dass es sich bei der Fotografie um ein Gestaltungsprinzip handelt. Anders in der bildenden Kunst (Skulpturen, Plastiken): Dort wird Minimalismus als Kunstrichtung betrachtet, die ihren Ursprung in der Bauhauszeit hat. Dies zu beschreiben würde hier zu weit führen. 

Unsere in der letzten Zeit abgehaltenen Bildbesprechungen haben sich an dem vor etwa 2 Jahren erarbeiteten Schema: Inhalt – Gestaltung – Technik orientiert. (Ihr wisst: Ich meine die drei ineinanderlaufenden Kreise mit den darin enthaltenen Stichwörtern.) Das hat sich inzwischen herumgesprochen und funktioniert recht gut. Um sich ein wenig in das Thema einzuarbeiten ist es vielleicht ganz sinnvoll, sich zusätzlich einmal mit ein paar assoziativen Begriffen auseinanderzusetzen, die auch in der Literatur immer wieder genannt werden.

Assoziative Begriffe

Grafische Wirkung
Grafisch gestaltete Bilder die zeigen, dass bei der Gestaltung mit Farben, Kontrasten und Objekten nichts dem Zufall überlassen wurde. 
Plakativ
Der wesentliche Inhalt eines minimalistisch gestalteten Bildes ist auf den ersten Blick erkennbar.
Purismus
Nichts lenkt vom Hauptmotiv eines minimal gestalteten Bildes ab.
Ruhe
Ein Bild sollte in der Bildgestaltung, Komposition, Farbe und im Aufbau Ruhe ausstrahlen.
Ausgewogenheit
Hier treffen unsere eigenen Hinweise der Bildgestaltung, wie z.B. Farbgestaltung, Komposition, und zur Harmonie zu. Hier spielen auch Intuition und Bauchgefühl mit.
Einsamkeit
Bilder ohne eine Emotion auslösende Elemente. Z.B. Bilder zeigen unendlicher Weite, die zum Träumen anregt.
Reduzierung
Das Bildes ist auf das Wesentliche beschränkt, lässt aber genug Spielraum für eigene Interpretationen.

Was macht ein „minimalistisches Foto“ aus?

Zu diesem Begriff findet man in der Literatur folgende Hinweise:

Wenige Objekte
Beim Blick auf das Bild soll nichts ablenken. Alle Dinge werden auf das Wesentliche reduziert. 
Abstraktion
Abstrakte Fotos denen ein emotionsauslösendes Moment oder etwas Gegenständliches fehlt, werden als langweilig empfunden. Wo ist das Hauptmotiv?
Vereinfachung der Komposition
Klare optische Linienführungen sollen zu einer einfachen Komposition führen, die auch durch Anordnungen gleicher Elemente erfolgen kann.
Wiederholung von Formen und Strukturen
Gebäude, Wege, Obst oder Kartons mit Gemüse. Auch im Detail.
Emotionen
Emotionale Bildteile gegen Leere und Ausdruckslosigkeit. Dies können z.B. MenschBaum, Tier in besonderen Situationen oder Umgebung sein.
Ich hoffe, dass diese Hinweise einen positiven Einfluss auf unsere weiteren Diskussionen haben werden und, dass sie nicht zu knapp gehalten sind. Es sollte aber auch keine Doktorarbeit werden. Auch ist es nicht meine Absicht klug zu schei… , sondern ich möchte helfen, dass wir zum Jahresthema Fotos vom Allerfeinsten zu sehen bekommen, auf die wir uns freuen können.
Dank an Karin und Rolf für Assistenz zu diesem Aufsatz.
Grüße
Jörg
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#2
Thumbs Up 
Lieber Jörg,
herzlichen Dank für Deinen Textbeitrag zum Minimalismus in der Fotografie.
Sehr schön finde ich, dass wir hier Deine Anmerkungen aus der 3ten Minimalismus-Konferenz nochmal knackig zum Nachlesen finden.

Gerne mehr davon.

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#3
Thumbs Up 
Hallo Jörg,

vielen Dank für den tollen Beitrag! Wie Werner schon sagte: schön kompakt zusammengefasst - und außerdem mit guten Erläuterungen. Vielen Dank dafür!

Bin gespannt, was unsere nächste Minimalismus-Konferenz auf dieser Grundlage erbringt.

Viele Grüße, Karin
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#4
Dem Allen kann ich im Großen und Ganzen zustimmen.
Ergänzen möchte ichdas folgende Zitat, dass nicht nur für minimalistisch gestaltete Bilder gilt, sondern für künstlerischen Ausdruck überhaupt:

„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt,
sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“

– Antoine de Saint-Exupéry (französischer Schriftsteller)

Gruß an alle
Jürgen
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